Staatsfernsehen: Schlechte Qualität trotz Kohle ohne Ende

Ursprünglich sind die Öffentlich-Rechtlichen entstanden, weil die Gründung eines Fernsehsenders zu teuer für ein Privatunternehmen war. Mittlerweile jedoch ist es günstig, einen eigenen TV-Sender an den Start zu bringen. Mit welchem Recht bekommen ARD, ZDF & Co einen Geldbetrag von etwa 7,5 Milliarden Euro jährlich von den Bürgern?

Sicher, privates Fernsehen ist lausig. RTL & andere Private unterbieten einander immer weiter im Niveau, denn das wollen die Menschen sehen.
Die Öffentlich-Rechtlichen schielen ebenso mehr und mehr auf die Quote und passen ihr Programm daher immer mehr an das der Privatsender an. Seifenopern, Dokusoaps, Kochsendungen
und eine ganze Menge oberflächlicher Testsendungen (Der OBI-Test, etc.). Das Staatsfernsehen bietet ein größtenteils stumpfsinniges Programmangebot. Zudem werben die Öffentlich-Rechtlichen ständig irgendwelche Privatsender-Gestalten ab. Was beispielsweise hat ein Christian Rach im Staatsfernsehen verloren? Und rechtfertigen einzelne hochwertige Angebote wie der Tatort Einnahmen von sieben Milliarden? Krimis von hoher Qualität sollten auch die Privaten bereitstellen können.

Wozu müssen die Öffentlich-Rechtlichen die Fußball-Champions-League übertragen, wo doch ansonsten ein Privatsender dieses Angebot abdecken würde? Möchte man so den Zuschauer an die ZDF-Nachrichten heranführen, indem man in der Halbzeitpause Nachrichten zeigt? Das wäre eine ziemlich kostspielige Maßnahme, zumal die Qualität der Öffentlich-Rechtlichen Berichterstattung in manchen Belangen stark zu wünschen übrig lässt. In der Russland-Krise wurde etwa des Öfteren einseitig und teilweise falsch zulasten von Russland und Putin berichtet.

Die Privaten sind niveaumäßig noch eine ganze Ecke schlechter, doch ist ebenso zu berücksichtigen, dass die Bedeutung des Fernsehens immer weiter abnimmt. Aus diesem Grund investieren unsere Staatsmedien eifrig in den Ausbau des Internetangebots. Ein Angebot, dessen Nutzen sehr fraglich ist. Oder kann tagesschau.de bessere Nachrichten liefern als SpiegelOnline oder sueddeutsche.de oder andere Angebote wie Internetblogs? Das möchte ich bezweifeln.

Etablierte Parteien bevorzugt

Wenn ich die Öffentlich-Rechtlichen in diesem Artikel als Staatsfernsehen bezeichne, geschieht dies vollkommen bewusst. Denn in den machtvollen Gremien der Rundfunkanstalten sitzen Politiker der großen Parteien. Vielleicht ist es kein Zufall, dass etwa die Heute Show ständig auf kleinen Parteien wie der FDP und der AFD herumhackt. Gestern beispielsweise wurde der Noch-AFD-Parteichef Lucke in der Heute Show niveaulos und unfairerweise in die Naziecke gestellt. Ich denke, in einer politikverdrossenen Gesellschaft, in der die Heute Show für einige Menschen die einzige politische Nachrichtenquelle ist, sollte man den Einfluss dieser Sendung auf die öffentliche Meinung nicht unterschätzen.

Dann wären da noch die vielen Talkshows. Was ist der Sinn dieser Veranstaltungen? Politiker können sich profilieren, eine echte Diskussion findet fast nie statt. Die Politiker stützen sich auf sich widersprechende Fakten, deren Wahrheitsgehalt in der Sendung üblicherweise nicht überprüft wird (Hart aber Fair könnte hier als Ausnahme gelten). Folglich führen Talkshows in der Regel zu keinem Erkenntnissgewinn für den Zuschauer, sondern dieser fühlt sich vielleicht gut unterhalten von den Rededuellen zweier Kandidaten oder ihm erscheint einer der Kandidaten sympathischer als der andere, ohne dass er das begründen kann.

Fakt ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen viel zu viel Geld in den Allerwertesten geblasen bekommen. Ich würde gerne mal eine Redaktionssitzung miterleben, bei der dann freimütig über die reichlich vorhandenen Gelder entschieden wird. Ein Reporter möchte trotz zweifelhaftem Nutzen nach Südamerika fliegen? Gar kein Thema, da Geld ständig schubkarrenweise in den prall gefüllten Geldspeicher gekarrt wird und im Überfluss vorhanden ist. Und wieso zum Teufel verkaufen die Öffentlich-Rechtlichen bei diesen horrenden Einnahmen auch noch Werbeplätze?

Mein Vorschlag: Konzentration auf Service-Themen

Was würde ich tun, wenn ich die Macht über unser Staatsfernsehen hätte? Ich würde zunächst einmal die Gremien von jeglichem politischen Einfluss der großen Parteien befreien. Werbeblöcke gehören der Vergangenheit an. Viele Sparten- und vor allem Regionalsender werden zusammengelegt oder ganz gestrichen. Talkshows fliegen, bis auf Hart aber Fair, aus dem Programm. Fußballrechte werden den Privatsendern überlassen, Dokusoaps und Seifenopern ebenso. Sendungen müssen mehr in die Tiefe gehen, der Hauptzweck der Öffentlich-Rechtlichen ist Bildung. Damit meine ich nicht hauptsächlich Wissenssendungen, sondern vor allem Service-Themen. Unterstützung des Bürgers bei seiner Lebensführung. So wie ich es auf diesem Blog mache, zum Beispiel bezüglich des Themas Wofür gebe ich mein Geld aus? oder Was ist der Untschied zwischen Extro- und Introversion? Zur Finanzierung des Programms sollten 30 Prozent der derzeitigen Rundfunkeinnahmen ausreichen.

Eventuell macht es sogar mehr Sinn, auch diese Bildungs- und Servicethemen, und damit das gesamte Programm Privatanbietern zu überlassen. Dabei denke ich nicht an schwachsinnige Sendeformate wie Akte in Sat 1, sondern an Angebote wie Internetblogs. Auch eine denkbare Lösung wäre ein Fonds, in dem ein unabhängiges Gremium gewünschte Sendeinhalte festlegt, um deren Umsetzung sich die Privatsender dann bewerben könnten. Näheres zu diesem Vorschlag findet Ihr in diesem lesenswerten Artikel.

Wenn ich einzig vor der Wahl stünde zwischen dem Beibehalten des Status Quo und der Abschaffung des Staatsfernsehens, dann würde ich mich ohne zu zögern für letzteres entscheiden.

photo credit: LG전자 클래식 TV 제품사진 via photopin (license)

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1 Gedanke zu „Staatsfernsehen: Schlechte Qualität trotz Kohle ohne Ende“

  1. Hier ein akuteller Bericht von sueddeutsche.de. Der bestätigt mich in meiner Ansicht, nach der die Öffentlich-Rechtlichen Geld zum Fenster rauswerfen:

    Demnach erhielt Thomas Gottschalk vermutlich 2x 400.000 Euro für zwei Abendshows, die jedoch nie produziert wurden.

    http://www.sueddeutsche.de/medien/geheime-ard-vertraege-millionen-fuers-daeumchendrehen-1.2492047

    Und ein toller Artikel mit Vorschlägen zur Umstrukturierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/gutachter-wollen-oeffentlich-rechtlichen-rundfunk-reformieren-13605469.html

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