Letzte Woche war ich in Prag im Urlaub. Dort habe ich mir diverse Kunstgalerien angesehen und vor allem gut gegessen und getrunken.
Doch wie finde ich unterwegs ein gutes Restaurant? Bieten sich da Reiseführer an oder Internetdienste wie Google Maps oder Here Maps?
Im heutigen Internetzeitalter spielen Webseiten eine immer größere Rolle. Ein neues EU-Gesetz hat diesen Trend noch einmal verstärkt.
Was viele Leute nicht wissen: Die EU ist nicht nur der Bürokratiemoloch, der in ineffizienten Prozessen Steuergelder verschwendet. Manchmal bringt die EU auch Gesetze zustande, die den Menschen nutzen. Zweifelsfrei handelt es sich beim Wegfall der Roaminggebühren um ein solches Gesetz.
Das bedeutet: Im Wesentlichen kann ich im Ausland das für das Heimatland gebuchte Datenpaket ohne Zusatzkosten nutzen. Genauso kann ich Anrufe in mein Heimatland zu denselben Kosten tätigen, die ich im Inland zahle.
Relevant für diesen Artikel ist der Wegfall der Roaminggebühren. Früher war ich als Reisender immer wieder auf WLAN-Verbindungen in Hostels oder Cafes angewiesen, um neue Ziele zu planen und Wegrouten zu organisieren.
Allzeitige Navigation mit Nutzung von Internetdiensten
Heute nutze ich mobiles Internet wie im Inland. In Tschechien funktionierte das sogar noch besser: Dort habe ich Dateien mit Downloadraten von 2MB pro Sekunde mit dem Handy heruntergeladen!
Wichtig ist: Ich habe immer und überall Internet dabei. Und so kann ich problemlos das nächste Ziel anvisieren. Ich habe das in Prag meist mit Google Maps gemacht. Etwa nachdem ich die Karlsbrücke angesehen hatte: Schnell nach Restaurants in der Umgebung gesucht, diverse Restaurants angeklickt, den Bewertungsschnitt angesehen und bei Bedarf noch ein paar Rezensionen gelesen.
Wenn ich ein passendes Restaurant gefunden hatte, dann noch eben die Navigation gestartet und das Ziel ganz komfortabel gefunden. Das ist eine Methode, die sehr viel schneller und unkomplizierter funktioniert als das Wälzen von Reiseführern. Denn ich muss im Reiseführer zunächst einmal das Restaurant finden, dass mich anspricht und dann auf der Karte nachsehen, wo ich es finde. Eventuell ist das ausgewählte Restaurant zu weit vom derzeitigen Aufenthaltsort entfernt und ich muss wieder neu schauen. Schließlich ist auch die Navigation zu diesem Ort schwieriger, weil ich an jeder zweiten Ecke wieder die Karte hervorholen muss.
Wenn jemand natürlich Ausflugsziele, Restaurants und Cafes alle schon im Voraus plant, dann kann so ein Reiseführer eine gute Alternative sein. Wenn ich jedoch öfter mal spontan Ziele in der Gegend suche, in der ich mich befinde, sind Internetdienste unschlagbar.
Hohen Bewertungen auf Portalen wie TripAdvisor kann man in der Regel vertrauen
Was mir gefallen hat, war die Qualität der Bewertungen in Google Maps. Restaurants und Cafes, die über 4,5 Punkte im Durchschnitt bei nicht ganz wenigen Bewertungen haben, sind in der Regel auch wirklich gut. Natürlich, die Bewertungen lassen sich leicht manipulieren und das findet nicht nur bei amazon, sondern sicherlich auch bei Google Maps, Tripadvisor und anderen reihenweise statt.
Doch alles in allem sind meine Erfahrungen mit dem Vertrauen auf Kundenbewertungen positiv. Ich habe ein ganz tolles Restaurant in Prag kennengelernt, übrigens asiatisch. Ich habe leckeren Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Nur die wirklich tollen Kunstgalerien, das waren nicht die, die so viele zufriedene Besucher laut Bewertungen haben, sondern das waren eher die kleinen Galerien, die mich im Vorbeigehen angesprochen haben. Auch ein Vorteil dieser elektronischen Dienste im Vergleich zu Reiseführern: Die Aktualität. Orte sind aktuell und verändern sich mit den Erfahrungen der Rezensenten.
Was ist nicht so toll an der spontanen Zielsuche via Google Maps und anderen Kartendiensten? Orte mit sehr guten Bewertungen sind oft gleichzeitig überlaufen. Da gab es in Prag mehrere Cafes und Restaurants, bei denen selbst außerhalb der Stoßzeiten einfach kein Platz mehr frei war. Ich vermute, dass gute Bewertungen von Orten auf den bekannten Webseiten mittlerweile mehr Leute anlocken als die Empfehlungen klassischer Reiseführer. Wobei überlaufene Lokale auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu ihrer Beliebtheit gekommen sein könnten.
Mit dem Wegfall von Roaminggebühren wird die Bedeutung des mobilen Internets im Tourismus noch weiter zunehmen. TripAdvisor spielt insgesamt vermutlich noch eine größere Rolle als GoogleMaps. Bei Tripadvisor können Menschen Sehenswürdigkeiten, Cafes, Restaurants und andere Orte bewerten. Schon in Irland bat mich ein Shopbesitzer darum, ihn doch bei Tripadvisor zu bewerten und auch in einem Filmmuseum in Prag wurde dieses Anliegen geäußert.
Google Maps bietet die praktische Ratingansicht eines Orts, dafür sammelt der Konzern Unmengen Daten
An dieser Stelle möchte ich jedoch auch einen mahnenden Finger heben: Was Konzerne wie Google über Leute wie mich wissen, ist abnormal. Heute habe ich mal in meinem Google-Konto geschaut. Auf einer Seite gab es eine Liste, mit allen möglichen Orten, die ich in den letzten Monaten besucht habe mit der Aufforderung, ich möge doch eine Bewertung für den Ort erstellen. Ich habe mich mal nach einer Alternative zu Google Maps umsehen.
Die App “Here Maps” bietet eine Navigation wie Google Maps bei Einbindung von TripAdvisor. Eine tolle Sache, dachte ich, denn so kann ich hoffentlich mit einem Klick auf das in der Karte eingezeichnete nächste Restaurant den Bewertungsschnitt bei TripAdvisor ansehen. So wie das bei GoogleMaps mit den Google-Bewertungen möglich ist.
Doch so läuft es nicht bei Here Maps. Um zu den Rezensionen zu kommen, muss ich zunächst einmal doppelt auf den Ort klicken. Und dann wird mir auch nur die letzte Rezension von TripAdvisor angezeigt und kein Bewertungsdurchschnitt. Eine schlechte Lösung, denn sich einzig auf die letzte Bewertung zu verlassen ist wenig sinnvoll. Den Bewertungsschnitt bekomme ich erst, wenn ich umständlich den Link zur Website von Tripadvisor anklicke.
Damit ist HereMaps wesentlich komplizierter in der Handhabung als GoogleMaps. Die Navigation dauert länger. Weshalb Menschen die Wahl haben: Entweder mit GoogleMaps eine komfortable Navigation mit praktischen Funktionen, dafür jedoch Preisgabe der eigenen Daten an die Datensammler von Google. Oder die Nutzung von alternativen Diensten wie HereMaps, die nicht diese tolle Ratingübersicht bieten, dafür jedoch nicht diese Datenmenge bekommen.