Gastbeitrag: Mitarbeiterzufriedenheit steigern: So wird richtig gelobt

Im Unternehmensalltag ist die Ellenbogentechnik oftmals stärker ausgeprägt als ein wertschätzendes Miteinander. Von einer Lobkultur ist meist nichts zu spüren, obwohl genau diese eine enorme Bedeutung hat. Sie wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit aus und ist letztlich gut für das gesamte Unternehmen.

Warum das Lob so wichtig ist

Kontrolle, fehlendes Vertrauen und häufige Kritik führen dazu, dass Mitarbeiter unzufrieden und demotiviert sind. Dagegen steigt ihr Arbeitseinsatz, wenn ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird. Lobäußerungen haben psychologische Effekte, die auf der Ausschüttung von Hormonen beruhen. Neben Glückshormonen produziert der Körper Dopamin, sodass sich Menschen nicht nur gestärkt fühlen, sondern auch selbstständig ihre Leistungsfähigkeit steigern.

Allerdings haben viele Personen in verantwortungsvollen Positionen Schwierigkeiten mit dem Loben. Es ist in der Leistungsgesellschaft normal, einen Job auszuführen und Leistungen zu erbringen. Kleine Erfolge werden nicht gewürdigt, denn sie gehören zur Normalität.

Auch Führungskräfte sind Menschen, die Lob verdienen und benötigen. Fehlt ihnen dieser positive Zuspruch, können sie ihren Angestellten keine Würdigung entgegenbringen. In der Folge entsteht eine problematische Abwärtsspirale, die sich selbst nährt: Menschen reduzieren durch fehlende Anerkennung ihre Bemühungen. Sie bekommen dadurch zunehmend Kritik, was zu weiterer Demotivation führt.

Richtig motivieren: Kritik, Lob oder Anerkennung?

Die Lobkultur ist in deutschen Unternehmen eher unterentwickelt, da viele Führungskräfte nicht über die Auswirkungen von Lob und Anerkennung Bescheid wissen. Stattdessen versuchen sie durch übermäßige Kritik die Mitarbeiter anzutreiben – dabei ist wohl anzumerken, dass die Ellenbogenmentalität kein Naturgesetz ist. Dass dieser Ansatz nicht zum gewünschten Ziel führt, liegt tief in der Psyche verborgen. Vorwurfsvolle oder erniedrigende Kritik verursacht ein Abwehrverhalten. Auch wenn kritische Betrachtungsweisen nicht vollständig unter den Tisch fallen sollten, so sind lobende und anerkennende Äußerungen dennoch der wichtigere Teil hinsichtlich der Mitarbeitermotivation.

Mit dem Lob äußert der Chef seinem Mitarbeiter in einem privaten Rahmen seine Wertschätzung für eine konkrete Handlung, ein Verhalten oder die geleistete Arbeit. Diese eher spontane Art von Schulterklopfen ist ein dezentes und unaufdringliches, aber sehr wirksames Mittel, um eine direkte Motivation zu erzielen.

Anerkennung ist dagegen eine Bestärkung, die im öffentlichen Umfeld stattfindet und den Menschen mit seinen Leistungen und Kompetenzen im Gesamtbild betrifft. Es ist eine wertschätzende und respektierende Haltung gegenüber dem Angestellten und vermittelt ihm ein gewisses Gefühl von Unersetzbarkeit in seinem Job. Zugleich wirkt diese Form des Lobens erzieherisch, denn sie fördert bestimmte Verhaltensweisen.

Auf den perfekten Zeitpunkt kommt es an

Spricht der Vorgesetzte eine anerkennende Äußerung aus, direkt nachdem ein gewünschtes Verhalten an den Tag gelegt wurde, bewirkt sie den größten Effekt. Die positive Aussage trainiert das Gehirn darauf, solche Handlungen zu wiederholen und stattdessen unerwünschte Verhaltensweisen automatisch zu vermeiden.

Dass eine direkte Rückmeldung elementar ist, macht sich besonders in der allgegenwärtigen Internetgeneration bemerkbar. Social Media und Online-Games machen es vor: Das Posten von Bildern oder das Erreichen von neuen Levels wird mit Bonus-Punkten oder “Likes” belohnt. Dieses zeitnahe Feedback sorgt für eine kurzzeitige Glücksphase, was das Suchtpotenzial erklärt.

Wie soll man loben?

Die Art und Weise für eine Lobesbekundung hängt von der Persönlichkeit ab. Für manche Menschen kann ein Lob vor den Kollegen wertvoll sein. Introvertierte Mitarbeiter möchten dagegen nicht auf ein Podest gehoben werden, sodass eine Wertschätzung unter vier Augen die bessere Variante darstellt.

Führungskräfte sollten sich hierfür etwas Zeit nehmen, denn ein beiläufig ausgesprochenes “Gut gemacht” wirkt bedeutungslos. Ebenso wichtig ist der Inhalt der Aussage, damit die Lobäußerung authentisch ist. Wurden Leistungen überdurchschnittlich erbracht und Ziele übertroffen, ist eine tiefgründige und durchdachte Würdigung dieser besonderen Situation angebracht:

  • Bedeutung klarstellen: “Sie haben die Teamleistung auf ein neues Niveau angehoben. Tolle Arbeit!”
  • Leistung honorieren: “Ihr Report ist so detailliert und nachvollziehbar, dass ich es als Referenz für Folgeprojekte nutzen werde.”
  • Stärken ansprechen: “Dein Gespür für den Umgang mit unseren Kunden setzt neue Maßstäbe in unserem Unternehmen.”
  • Gefühle äußern: “Ich bin voller Stolz, weil ich Sie als einen so verantwortungsbewussten Mitarbeiter im Team habe.”
  • Interesse zeigen: “Wie haben Sie es geschafft, die Tabelle in dieser kurzen Zeit so akkurat und übersichtlich zu gestalten?”

Genauso wichtig ist das Loben von Teilerfolgen oder hervorgebrachten Lösungsansätzen. Für solche kleinen Motivationen ist nicht unbedingt ein Mitarbeitergespräch notwendig. Kreative Würdigungen verleihen auch solchen Zusprüchen mehr Bedeutung und wirken nachhaltig.

Zum Beispiel erhöhen personalisierte Lobkärtchen mit eigens ausgewählten Sprüchen das Zugehörigkeitsgefühl des Mitarbeiters zum Team und fördern die Arbeitsbereitschaft. Hier ist Platz für kurze Lobäußerungen wie “Fantastische Idee”, “Vorbildliche Leistung” oder “Hervorragende Denkweise”. Auf der Innenseite sorgt ein auf den Mitarbeiter personalisierter Text für die persönliche Note.

Loben stärkt beide Seiten

Nicht nur der Gelobte, sondern auch der Lobende wächst an solchen Motivationsmethoden, denn er verfeinert seine Fähigkeiten als Führungskraft. Gleichzeitig erfährt er selbst Anerkennung, wenn sich die Mitarbeiter dankbar zeigen und indem sie ihre Leistung weiter steigern, kann er selbst die an ihn gestellten Anforderungen schneller und qualitativ hochwertiger erzielen. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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