Über den Erfolg von Facebook und den Niedergang der VZ-Netzwerke

Viele von euch werden es bestimmt (am Rande) mitverfolgt haben: Während viele User Facebook regelmäßig nutzen, haben sich die meisten entweder bei den VZ-Netzwerken abgemeldet oder nutzen diese nicht mehr. Welche besondere Eigenschaft dieser sozialen Netzwerke hat zum Niedergang der VZ-Portale beigetragen?

Zunächst einmal zur unterschiedlichen Situation der beiden Netzwerke: Facebook ist vor kurzem an die Börse gegangen und hat weltweit 800 Millionen Benutzer, davon 22 Millionen Deutsche (Stand: 2.1.2012). Im Schnitt loggen sich 50% der Nutzer täglich ein. Dies deutet darauf hin, dass Facebook von einer großen Menge an Menschen auch aktiv genutzt wird. Dafür sprechen auch viele andere zahlen, etwa die jeden Tag geteilten Inhalte in Höhe von 4 Milliarden. An diesen Zahlen dürfte sich bis heute nicht viel geändert haben. Der Börsenkurs von Facebook ist von 38 Dollar auf etwa 31,60 Dollar (Stand: 19.6.2012) gesunken, dies hat jedoch damit zu tun, dass fraglich ist, ob Facebook seine Nutzerzahlen auch zu Geld machen kann.

 

 

Wenn man dagegen ,,studivz” bei google eingibt, erscheint direkt der Suchtipp ,,studivz account löschen” oder ,,studivz tot”. Laut focus.de sind mittlerweile nur noch 5 Millionen von ehemals 16 Millionen Nutzern in den VZ-Netzwerken aktiv. Detaillierte Zahlen zu den VZ-Portalen sind jedoch, anders als zu Facebook kaum erhältlich. Vermutlich deshalb, weil der VZ-Besitzer Holtzbrinck befürchtet, dass dataillierte Zahlen zum Niedergang des eigenen Produktes diesen weiter beschleunigen könnte. Aus dem Schüler VZ soll eine Art Lernplattform werden, auf der Schüler ihr Wissen austauschen und Arbeitsgruppen bilden können.

Worin liegen die Gründe für den Niedergang vom StudiVZ zugunsten von Facebook. Welche Eigenschaft dieses Produkts ,,soziales Netzwerk” hat den Niedergang beschleunigt?

Sicherlich spielt eine wichtige Rolle, dass Facebook im Vergleich zum StudiVZ den Vorteil hatte, dass Nutzer verschiedener Nationen in den allermeisten Fällen Facebook nutzten antstelle der VZ-Netzwerke. Sicherlich tragen auch die Facebook-Spiele dazu bei, die im Vergleich zu den VZ-Spielen für Viele interessanter waren. Zudem setzte Facebook mehr als Holtzbrinck auf Neuerungen, wie etwa die neue Timeline.

Netzwerkeffekte sorgen für beschleunigten Niedergang

Nachdem zu Beginn des Netzwerke-Booms in Deutschland sich die Mehrheit der deutschen User bei den VZ-Netzwerken angemeldet hatte, bewogen oben genannte Gründe eine Menge Leute dazu, sich auch bei Facebook anzumelden. Die Anmeldung war und ist schließlich kostenlos und der VZ-Nutzer musste sich für die Nutzung von Facebook im Vergleich zum VZ nicht groß umstellen. In den Jahren 2006-2009 konnte das StudiVZ seine Vormachtstellung halten, aber immer mehr Leute gingen zu Facebook.

Das wesentliche Merkmal von sozialen Netzwerken sind, im wahrsten Sinne des Wortes, Netzwerkeffekte. Dies bedeutet: Der einzelne Konsument profitiert durch jeden zusätzlichen Nutzer, der sich in seinem Netzwerk anmeldet. Netzwerkeffekte sorgen dafür, dass es eine kritische Masse bei jedem Preis (der bei den sozialen Netzwerken bisher 0 beträgt) gibt. Bei dieser kritischen Masse führt ein zusätzlicher Nutzer zu einem großen Nachfrageanstieg, während ein Nutzer weniger zu einem Nachfrageeinbruch führt.

Irgendwann war beim Kampf zwischen Facebook und Holtzbrinck die kritische Masse erreicht. Der schnelle Niedergang lief dann etwa so ab: StudiVz hatte nicht mehr so viele Mitglieder, daher nutzen es einige Menschen weniger. Dies wiederum führt dazu, dass sich weitere User zu Facebook orientieren, was wiederum weitere Leute zu Facebook brachte, usw. Eine Art Schneeballeffekt aus Sicht von Facebook, aus SIcht von StudiVZ das Gegenteil.

Der schnelle Niedergang von StudiVZ ist also durch Netzwerkeffekte erklärbar. Genau diese Netzwerkeffekte sorgen dafür, dass es neue Unternehmen schwer haben würden ein neues soziales Netzwerk zu etablieren. Dazu wären hohe Investitionen in Werbemaßnahmen erforderlich, es sei denn, der neue Konkurrent kann durch entscheidende Produktvorteile Marktanteile gewinnen. Facebook hat also einen enormen Wettbewerbsvorteil durch seine vielen Nutzer, die durch die vielen Nutzer eng an Facebook gebunden sind. Daher kann sich Facebook sogar den ein oder anderen Datenschutzskandal erlauben, ohne dass eine große Masse an Nutzern abwandert.

 

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