Vor einigen Tagen war ich in Bonn auf dem Dies Academicus, dem Tag der offenen Tür der Uni Bonn. Sehr interessant war eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Journalismus. Dabei ging es um die Fragen Print vs Online und Bezahlschranke oder nicht.
Grundsätzlich gehen die Auflagen der Printmagazine zurück. Das Wochenmagazin ,,Die Zeit” und ,,Landlust” sind die beiden einzigen größeren Printerzeugnisse, die steigende Produktionszahlen verbuchen können. Gleichzeitig ist es sehr schwer mit Online Journalismus Geld zu verdienen. Online-Redaktionen finanzieren sich bisher größtenteils über Werbung.
Wo geht die Reise des Journalismus hin? Ein Teilnehmer oben erwähnter Podiumsdiskussion war der Ansicht, dass Printmagazine aussterben und durch digitale Inhalte ersetzt werden. Ich würde jedoch wetten, dass eine Vielzahl Printmagazine weiter existieren wird, einfach weil ein gedruckter Text für viele Menschen etwas Besonderes ist, was kein E-Book-Reader in der Form bieten kann. Anzunehmen ist jedoch, dass der Printmarkt im Vergleich zum Online-Markt weiter abnehmen wird.
Beinahe Einigkeit herrschte bei der Diskussion bezüglich des Themas Bezahlschranke. Qualitativ hochwertiger Journalismus erfordert Know-how und das Erlernen von Handwerkszeug und dieser muss daher von den Lesern bezahlt werden. Werbung im Internet reicht nicht aus, um guten Journalismus zu finanzieren. Damit sich jedoch eine Bezahlschranke auf breiter Front durchsetzt, ist ein Mentalitätswechsel der Konsumenten, weg vom ,,Umsonst-ist-Normal-Denken” notwendig. Auch bestand bei der Diskussion weitgehend Einigkeit, dass dies am einfachsten zu realisieren ist durch eine Kooperation der Verlage, um gleichzeitig diese Paywall einzuführen.
Der Springer-Konzern versucht gerade, eine Bezahlschranke für den Online-Bereich einzuführen. Ab 11.Juni 2013 soll es für exklusive Bild-Inhalte Abopakete von 4,99-14,99 Euro geben, andere Artikel bleiben umsonst abrufbar. Zusätzlich kann der User Bundesliga-Videos für 2,99 Euro hinzubuchen. SpiegelOnline hat versucht, durch die thematische Verknüpfung mehrerer Artikel zu sogenannten Dossiers Geld zu verdienen. Mittlerweile scheinen Dossiers wie dieses zum Terrorismus jedoch nicht mehr kostenpflichtig zu sein, wie etwa dieses zum Thema Terrorismus. Die Online-Ausgabe der taz fragt seine Leser beim Aufrufen eines Artikels offensiv, ob dem Leser der angeklickte Artikel Geld wert ist.
Eine direkte Finanzierung der Online-Portale hätte zusätzlich den Vorteil einer unabhängigeren Berichterstattung. Weil heute Werbung den größten Teil der Einnahmen der Portale ausmacht, müssen deren Redakteure bei ihrer Berichterstattung mit einem Auge auch immer darauf achten, dass ihre Texte keine Werbekunden verprellen.
Aus meiner Sicht wäre es natürlich wünschenswert, wenn die großen Portale erfolgreich eine Bezahlschranke einführen würden und Konsumenten zu der Einsicht gelangten, dass guter Journalismus Geld kostet. Ich denke, dass ich dadurch auch meine Einnahmen durch diesen Blog steigern könnte, etwa weil neue Besucher kämen oder manche Leser mich gerne finanziell unterstützen würden.