Kreuzfahrt mit Costa auf dem Mittelmeer: Lohnt sich das? Reisebericht acht Tage

Ich habe vor kurzem eine Kreuzfahrt mit der Costa Smeralda im Mittelmeer gemacht. Sieben Tage lang ging es von Barcelona über mehrere Aufenthalte wie Palermo wieder zurück nach Barcelona.

Und so luxuriös, spannend und auch komfortabel diese Reiseform auch ist: Gerade während des Schreibens dieses Artikels habe ich mich dem Zweifeln begonnen, ob es das richtige für mich ist. Denn natürlich hat so eine Kreuzfahrt auch ihre Schattenseiten. Ist Sündenpfuhl auf See übertrieben?

Jeden Tag in einer anderen Stadt aufwachen

So eine Kreuzfahrt ist schon eine Welt für sich. Eine Art schwimmendes Hotel, das fast jeden Tag in einer neuen Stadt anlegt. Eine Traumwelt, in der man dir dein Zimmer aufräumt, dir jeden Tag sehr gutes Essen serviert und dich mit unzähligen Veranstaltungen bei Laune hält. Auf Wunsch kann man neben dem Essen auch die Getränke zu einem Flatrate-Preis buchen und lebt in der Folge komplett sorglos. Allerdings dürfte sich so eine Getränke-Flatrate bei einem Preis von 35 Euro pro Tag für die wenigsten lohnen- schließlich muss man berücksichtigen, dass man sich tagsüber in der Regel an Land befindet und dann nichts auf dem Schiff konsumiert.

Brücke in Rom. Es empfiehlt sich ein Ausflug in die italienische Hauptstadt, weil es in der Hafenstadt Civitavecchia wenig zu sehen gibt.

Es ist im Allgemeinen ein sehr komfortables Leben nicht nur an Bord- sondern auch bei Landgängen. Auf Wunsch steigt man direkt am Schiff in den Bus ein und lässt sich ins Zentrum der Stadt bringen oder bucht gleich eine geführte Bustour.

Es hat mir sehr gefallen, innerhalb von acht Tagen auf dem Schfiff in sechs Städten anzulegen. Die Reise ging von Barcelona über Palma de Mallorca, Palermo, Civitavecchia (nahe Rom), Savona, Marseille und wieder Barcelona. Es gab viel zu sehen in den Städten – gerade Palma de Mallorca und Palermo hatten ein schönes, sonniges Urlaubsflair. Und ich war zum ersten Mal in Rom und fand die alten Bauwerke wie das Kolosseum beeindruckend.

Tolles Essen im Reisepreis enthalten

Zurück an Bord wartet dann nicht nur eine aufgeräumte Kabine, sondern auch das kulinarische Highlight- das Abendessen. Hier wurde jeden Tag ein Viergängemenü geboten mit ganz tollen Speisen aus dem Bereich Fisch, Fleisch und Gemüse. Da gab es etwa Rotbarsch, Kabeljau oder Rinderfilet. Der Nachtisch war für mich die Krönung. Wirklich toll, was dort an Süßspeisen aufgetischt wurde. Die Portionen waren auch gut abgepasst- so dass der Grad der Sättigung nach dem Abendessen genau richtig war.

Wenn man wie ich alleine reist und nicht so leicht mit anderen Menschen in Kontakt kommt, bietet das Abendessen auch eine gute Möglichkeit, um andere Reisende kennenzulernen. Man wird nämlich nicht alleine an einen Tisch gesetzt, sondern sitzt in der Regel mindestens zu dritt an einem Gruppentisch. Hier kann man natürlich Glück haben und sympathische Leute kennenlernen – so wie es mir etwa mit einem Pärchen oder einem anderen Alleinreisenden aus Deutschland oder mit einer Gruppe spanischsprachiger Menschen aus Kolumbien, Chile und Spanien erging – oder auch mal Pech haben, wenn man auf den Typus anspruchsvoller und nörgelnder Kreuzfahrt-Dauergast trifft.

Essen gibt es sowieso reichlich. Frühstück in diversen Restaurants von sieben bis elf Uhr. Mittagessen von 12 bis 15 Uhr. Eine Zwischenmahlzeit von 16-17 Uhr. Und Abendessen dann ab 18:30 Uhr. Am Frühstück hat mir nicht gefallen, dass es in der Regel keine Selbstbedienung gab.

Fleischberge und Essensreste in vollen Restaurants

In einem Restaurant, dass am längsten für Frühstück geöffnet hatte und daher von mir mehrmals aufgesucht wurde, gab es ein fixes Menü. Da wurde direkt nach deiner Ankunft erstmal ein Fleischteller mit Salami und Schinken serviert. Ernsthaft? Nicht jeder hat Bock, sich gleich morgens Fleisch in den Mund zu schieben – mal ganz zu schweigen von den Vegetariern, von denen es in der heutigen Zeit doch einige geben sollte. Davon abgesehen braucht ein Menü seine Zeit, bis es schrittweise serviert und dann verspeist ist – vielleicht möchte man morgens gar nicht so lange frühstücken, weil etwa eine interessante Stadt zur Besichtigung bereitsteht. Allgemein gibt es in den Restaurants Stellen mit Bergen von Fleisch- richtig unappetitlich und fragwürdig in einer Zeit, in der Tierschutz mehr und mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt.

Insgesamt boten die meisten Frühstücks- und Mittagessen-Restaurants ein Buffet- allerdings nicht zur Selbst-, sondern mit Fremdbedienung. Ein fragwürdiges Konzept, denn: Die Servicekräfte hatten größtenteils keinen Bock, die Leute zu bedienen und verstanden auch teilweise keine englischen Begriffe. Die Mitarbeiter taten auch ständig mehr auf den Teller, als ich bestellt hatte.

Das Motto war: Schnell muss es gehen und wenn etwas übrig bleibt, ist das auch kein Problem. Und übrig blieb vieles: Das wird einerseits an den Servicekräften gelegen haben, die die Teller zu voll gemacht haben. Andererseits an den Gästen, die zu viel bestellt haben. Irgendwo auch verständlich, denn Sitzplätze waren oft Mangelware- und den Platz kurz reservieren mit einem vollen Teller um mal eben ein Glas Wasser zu holen war auch nicht drin- weil die anderen Servicekräfte sofort ohne Rücksicht auf Verluste Teller abgeräumt haben – egal ob und wieviel noch drauf war. Das war allgemein nervig auf dem Schiff- es war fast immer proppevoll in den Restaurants und in Ruhe mal etwas essen nicht so einfach.

Ständige Freizeitangebote lassen keine Langeweile aufkommen

Was macht man ansonsten auf dem Schiff? Es wird zu fast jeder Tageszeit irgendetwas angeboten. Das sind etwa kleine Gruppentänze auf dem Deck, sportliche Veranstaltungen wie Volleyball, Führungen hinter die Kulissen, Tanz und Akrobatikshows und Spielshows, bei denen das Publikum teilnehmen kann. Es gibt mehrere kleine Swimming-Pools, ein Kasino im Zentrum des Schiffes und ein Fitnesstudio im oberen Bereich. In die Nacht hinein gibt es dann noch die Möglichkeit, Party zu machen. Allgemein also ein ziemlich umfangreiches Angebot, an dem man teilnehmen kann.

Was gerade bei höheren Temperaturen unangenehm sein könnte: Die Pools sind sehr klein, auch wenn es noch ein überdachtes Schwimmbad gibt, das jedoch auch nur über einen kleinen Pool verfügt. Schade fand ich auch, dass kein Fussball auf dem Schiff übertragen wurde – also weder Champions League noch irgendeine nationale Liga. Ich hätte gerne das Champions-League Spiel zwischen Bayern München und Lazio Rom mit emotionalen Italienern gesehen.

Ständige Verkaufsangebote an Bord

Worauf man sich jedoch auch einstellen sollte: Costa versucht bei fast jeder Gelegenheit, mehr Geld aus den Passagieren rauszuquetschen. Das betrifft dann etwa Fotos, die Fotografen beim Abendessen schießen und die hinterher käuflich erworben werden können. Sterneküche gibt es gegen einen Aufpreis in einem anderen Restaurant, auch Sushi, Pizza oder Sandwiches oben an Deck kosten extra. Es werden Landgänge und Exkursionen angeboten, teils zu hohen Preisen. An verschiedenen Häfen wie etwa Palma de Mallorca oder Marseille kann man nicht direkt vom Hafen in die Stadt laufen – zu Fuß dauert es über das große Hafengelände eine Stunde in Palma und in Marseille noch mehr. In diesen beiden Städten gibt es einen Shuttle-Bus vom und zum Schiff, der dann auch etwa 15 Euro für Hin-und Rückfahrt kostet. Dann gibt es Spielshows wie Bingo oder Deal or no Deal, für die Lose verkauft werden. Gewinnchancen undurchsichtig. Das Kasino im Zentrum des Schiffes – weitere Glücksspiel- und Videospielautomaten ganz oben kurz vor Deck. Einen Getränkeautomat mit hohen Preisen direkt im Fitnessstudio. Man kann direkt die nächste Kreuzfahrt an Bord buchen. Es ist alles sehr stark durchkommerzialisiert – ich hörte davon, dass dies mit der Havarie der Costa Concordia noch einmal stark zugenommen hat.

Manchmal macht es für mich Sinn, Zusatzausgaben zu tätigen. Bevor ich eine Stunde laufe zwischen Hafen und Stadt nehme ich lieber den Bus – auch wenn das wieder mit Warten verbunden ist. Allgemein spielten Wartezeiten schon eine gewisse Rolle: Warten auf den Shuttlebus, warten an der Sicherheitskontrolle vor dem Schiff, warten im Restaurant auf die Zuweisung eines Sitzplatzes. Warten darauf, dass das Restaurant öffnet. Umherirren auf der Suche nach einer Flasche Wasser am Morgen nach dem Anlegen – und in vielen Bars ist kein Mitarbeiter zu sehen.

Mitarbeiter auf den Schiffen aus armen Ländern

Die Mitarbeiter an Bord kommen zu über 90 Prozent aus armen Ländern wie den Phillipinen. Die Leute an Bord arbeiten jeden Tag elf Stunden und das teilweise für etwa neun Monate am Stück zu einem aus westlicher Sicht geringen Lohn. Das zeigt wiedereinmal, wie ungleich die Chancen auf der Welt verteilt sind. Kein Wunder, dass etwa die Servicekräfte teilweise schlecht drauf sind. Was denkt man als Servicekraft von den Phillipinen, wo ein Großteil der Bevölkerung wenig zu Essen hat, wenn man auf dem Schiff ständig die noch vollen, nicht aufgegessenen Teller der reichen Westeuropäer abräumt? Gleichzeitig kann man argumentieren, dass dieser Job für jene Arbeiter wohl schon eine lohnenswerte Sache und das Gehalt vielleicht sogar in deren Perspektive nicht schlecht ist. Hoffentlich können sich diese Gesellschaften auch mithilfe solcher Jobs weiterentwickeln zu mehr Wohlstand.

Die negativen Auswirkungen von Kreuzfahrtschiffen auf die Umwelt sind hinlänglich bekannt – da hilft es auch nur wenig, dass die Costa Smeralda auch mit LNG betrieben werden kann. Der CO2-Abdruck bleibt schlecht.

Sehr komfortable und luxuriöse Reise – aber zu hohe Kosten für die Allgemeinheit?

Es bleibt ein für mich schönes Reiseerlebnis mit vielen Erfahrungen an Land und auf dem Schiff. Es ist toll, am nächsten Tag in einer neuen Stadt aufzuwachen und sich in dieser Traumwelt zu bewegen, in der Servicekräfte deine Kabine aufräumen und du zu den meisten Zeiten etwas tolles zu Essen bekommst. Durch das Reisen auf dem Schiff kann man, selbst wenn es einem nicht so leicht fällt wie mir, relativ einfach neue Kontakte finden. Wenn man ein Auge auf die eigenen Ausgaben hat und sich etwas zurückhält, wird das eigene Konto nicht zu stark belastet.

Ein genauerer Blick auf die Zustände an Bord lässt mich an der Sozialverträglichkeit dieser Reiseform zweifeln. Umweltverschmutzung, Lebensmittelverschwendung, Fleisch im Überfluss, Glücksspiel, Kommerzialisierung schlimmer als im Fußball und die Ungerechtigkeit ungleicher Startchancen ins Leben. Da kommt ganz schön was zusammen.

Ursprünglich hatte ich vor, Costa den schwarzen Peter für all diese Dinge zuzuschieben. Doch wir Passagiere können uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Allgemein scheint mir von Seiten der Politik eine höhere Besteuerung der Umweltschäden und damit höhere Preise für die Urlauber sinnvoll. Vielleicht reduzieren sich damit auch Begleiterscheinungen wie Lebensmittelverschwendung. Letztlich muss ich als Passagier entscheiden, ob ich diese Art zu reisen vertreten kann.

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