Zeitarbeiter haben im Vergleich zu fest angestellten Kollegen mit mehreren Nachteilen zu kämpfen. Dadurch entstehen auch für Entleihbetriebe Probleme.
Der erste Teil dieser Artikelreihe handelte von den Kosten der Zeitarbeit, während es im zweiten Teil um die Vorteile von Zeitarbeit für Unternehmen ging. Der letzte Teil meiner Serie dreht sich um die Nachteile, die sich aus der Zeitarbeit ergeben.
Dazu müssen wir uns die Situation der Zeitarbeiter verdeutlichen: Viele Zeitarbeiter arbeiten für kurze Zeit in einem Unternehmen, ehe sie dort nicht mehr gebraucht werden. Teilweise wird ein Zeitarbeiter in einem Unternehmen vom einen auf den anderen Tag abgezogen und hat manchmal nicht einmal die Möglichkeit, sich zu verabschieden. So springt er von Unternehmen zu Unternehmen, immer mit der Hoffnung, irgendwo eine Festanstellung zu ergattern.
Kehrseite der Flexibilität
Die große Flexibilität der entleihenden Unternehmen hat noch weitere negative Folgen für den Leiharbeiter: Er kann nicht davon ausgehen, nach Ende eines Arbeitseinsatzes in einer anderen Unternehmung arbeiten zu können, sondern muss damit rechnen, dass er aufgrund mangelnder Einsatzmöglichkeiten die Kündigung erhält. Zeitarbeitern fehlt deshalb finanzielle Planungssicherheit: Die Aufnahme eines Kredites zwecks Bau eines Hauses oder Finanzierung einer größeren Anschaffung beispielsweise macht für diese Beschäftigten wenig Sinn. Auch würden meiner Erfahrung nach viele Zeitarbeiter gerne darauf verzichten, von Unternehmen zu Unternehmen zu wandern. Schließlich verhindert dieses ,,Vagabundenleben”, dass man sich in eine Firma integrieren und langfristige Beziehungen aufbauen kann.
Eine Festanstellung ist für die meisten Zeitarbeiter also erstrebenswert, weil diese eine größere Planungssicherheit und Verwurzelung bedeutet. Zudem verdienen fest Angestellte mehr Geld als Zeitarbeiter. Dies gilt unabhängig von der Branche bzw. dem Bildungsabschluss (nachzulesen im Zeitarbeitsbericht der Bundesagentur für Arbeit, hier als pdf-Datei verfügbar).
Teilweise mangelnde Wertschätzung im Unternehmen
Hinzu kommt, dass Leiharbeiter in einigen Unternehmen als Arbeiter zweiter Klasse gelten, bzw. so behandelt werden. Ich habe von mehreren Arbeitskollegen, die wie ich im Helferbereich gearbeitet haben, Derartiges gehört. Ich persönlich habe noch keine schlechten Erfahrungen dieser Art gemacht, aber ich habe bislang nur in zwei Firmen gearbeitet. Bei youtube gibt es Videos, die etwa davon berichten, dass Zeitarbeiter andere Arbeitskleidung bekommen als die Stammbelegschaft. Weiterhin habe ich gelesen, dass eine Leiharbeiterin ihren fest angestellten Arbeitskollegen in Ihrer Freizeit kostenlos die Haare geschnitten hat, damit Sie von diesen für eine Festanstellung empfohlen wurde.
Sicherlich ist dies ein sehr extremes Beispiel, aber es verdeutlicht folgende Problematik: Leiharbeiter, die sich eine Festanstellung wünschen, sind oftmals ihren fest Angestellten Mitarbeitern ausgeliefert, da deren Urteil über eine mögliche Festanstellung entscheidet. So erhalten Festangestellte eine Machtposition, die das ein oder andere Mal auch ausgenutzt wird. Es bleibt festzuhalten, dass schlechte Bezahlung, mangelnde Planungssicherheit und Verwurzelung der Zeitarbeiter zu eben geschildertem Problem der Machtposition des fest Angestellten führen.
Die Chancen, von einem Unternehmen übernommen zu werden, scheinen gering zu sein, wie dieser Artikel der Zeit nahelegt. Auch meine Arbeitskollegen berichteten davon, dass es sehr selten vorkomme, dass Personen in ein festes Arbeitsverhältnis gelangen.
Schlechte Motivation auch Problem der Arbeitgeber
Die Probleme der Zeitarbeiter führen nicht selten dazu, dass diese wenig motiviert sind. So gibt es viele Zeitarbeiter, die immer wieder unentschuldigt fehlen und Abmahnungen von ihrem Arbeitgeber erhalten oder schlechte Arbeit abliefern. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob sich diese mangelnde Motivation alleine durch die Zeitarbeit ergibt, oder ob diese auch noch weitere Ursachen hat, die z.B. mit dem Werdegang des Zeitarbeiters zu tun haben.
Letztlich sind also die Probleme des Zeitarbeiters in Form von schlechter Bezahlung, fehlender Planungssicherheit und mangelnder Wertschätzung im Unternehmen auch die Probleme des Unternehmens, das die Leiharbeiter beschäftigt. Hier können Personalverantwortliche zumindest dafür sorgen, dass Leiharbeiter im Entleihbetrieb respektvoll behandelt werden und damit deren Motivation erhöhen.
Bis auf die Tatsache, dass der Zeitarbeiter ansonsten arbeitslos ist und von Hartz-IV leben müsste, sehe ich keine weiteren Vorteile für die Leiharbeiter. Zudem kommt auch oft noch dazu, dass sich die Arbeitnehmer nicht freiwillig für die Leiharbeit entscheiden, sondern von der Arbeitsagentur oder vom Jobcenter dazu „verdonnert“ werden. Bei Nichtannahme eines Arbeitsangebotes wird eben die Leistung gestrichen. Dies führt dazu, dass sich der Leiharbeiter dazu genötigt sieht, auch schlecht bezahlte Jobs anzunehmen, die er im Normalfall nicht annehmen würde.
Die fehlende Planungssicherheit ist ein weiterer Nachteil der Zeitarbeit. Der Leiharbeiter weiß eben nie, ob er nicht morgen doch wieder woanders ist und wie lange er diesen Job noch behalten kann. Hinzu kommt auch oftmals die Kürze der Arbeit, die vielleicht nur wenige Tage oder wenige Wochen dauert. Sofern der Leiharbeiter sofort keine neue Anstellung findet, landet er in der Arbeitslosigkeit. Oftmals reicht die Dauer der Beschäftigung nicht dazu aus, um Arbeitslosengeld I zu beziehen, sondern er landet direkt in Hartz-IV. Falls er noch eine Familie und Kinder mit versorgen muss, wird der Leiharbeiter unfreiwillig zum Aufstocker, da er vom Gehalt als Leiharbeiter nicht leben kann.
Die geringen Übernahmechancen und der geringe Lohn demotivieren natürlich zusätzlich. Wenn der Leiharbeiter sieht, dass ein Festangestellter für die gleiche Tätigkeit mehr Geld bekommt als er, dann ist das schon frustrierend. Durch den geringen Lohn a) kann der Leiharbeiter den Lebensunterhalt kaum selbst bestritten werden, b) ist eine private Altersvorsorge kaum möglich und c) bekommt der Leiharbeiter später eine sehr kleine Rente, falls er dauerhaft als Geringverdiener arbeiten muss.
Auch ein Nachteil ist der Lohn für diejenigen Leiharbeiter, die eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar ein fertiges Studium vorweisen können. Sie verdienen das gleiche Geld wie jemand, der keinen Schul- und/oder Berufsabschluss vorweisen kann.
Als Fazit kann man eigentlich nur noch festhalten, dass Leiharbeit in manchen Fällen besser ist als Arbeitslosigkeit – zumindest für manche Leiharbeiter. Ein dauerhafter Zustand sollte dies aber nicht sein. Auch hier ist die Politik gefordert, um bessere Rahmenbedingungen für die Leiharbeiter zu schaffen.
Hallo
Ich bin selbst Leiharbeiter bei einen mittelständigen Unternehmen in
Niederbayern. Über 5 Jahre.
Selbstverständlich zählt ein abgeschlossener Facharbeiter nicht .
Die Entlohnung ist natürlich auch minimal.
Warum findet man als Leiharbeiter keine Festanstellung? Zufall?
Die Frage nach Menschenwürde darf nicht gestellt werden.
Leben wir wirklich in ein Rechtsstaat?
Zu erwähnen währe noch,daß es in einigen Entleihbetrieben Festangestellte
gibt ,die sich gegenüber eines Leiharbeiters als Herrenmenschen aufspielen.
Diese Herrenmenschen vergessen leider, daß sie weder eine abgeschlossene
Schul-bzw. Berufsausbildung haben. Sie beherrschen gerade mal die Hand-
griffe die für einfache Tätigkeiten nötig sind.
So was nennt man “Qualifiziertes Stammpersonal”.
Hallo Steffen,
interessant wäre es, noch weiter auf die Gründe für Leiharbeit einzugehen. Wie gesagt, die Unternehmen schätzen die Flexibilität – aber gleichzeitig erhalten sie maximal halbmotivierte Kräfte, die zudem erst eingearbeitet werden müssen (diese Kosten hast du in deiner Aufzählung vergessen – sie sind je nach Job beachtlich hoch)
Hier zeigt sich, dass das deutsche Sozialnetz sowohl Fluch als auch Segen ist: Wäre der Kündigungsschutz nicht so ausgeprägt, wäre es beispielsweise wesentlich einfacher, kurzfristig Kräfte ein und wieder auszustellen (bzw. im Wochenturnus). So etwas müsste dann selbstverständlich einhergehen mit einer Entbürokratisierung der Arbeitslosigkeit (Gang zum Amt ersetzen durch Anruf oder Internetformular) und der Entbürokratisierung der sozialen Sicherungssysteme (bis der Arbeitgeber einen da mal angemeldet hat – au weia!)
Vielleicht wäre ein Grundeinkommen so falsch gar nicht. Das gesamte korrupte Hartz-System fällt weg; und mit steigendem Einkommen wird das Grundeinkommen nach und nach wieder aufgefressen durch höhere Steuern.
Vor allem wrde es mal dafür Sorgen, dass sich die ganzen “Angestellten” der Jobcenter mal um einen Arbeitsplatz bemühen könnten. Die würden ganz schön blöd aussehen!
Hallo Michi,
du hast recht, ich habe tatsächlich die Einarbeitungskosten in meinem Text als Negativaspekt vergessen. Meiner Erfahrung nach darf man die auf keinen Fall außer acht lassen. Denn auch bei simplen Tätigkeiten kann man mit etwas Routine deutlich besser und produktiver arbeiten.
Beim Kündigungsschutz bin ich mit dir einer Meinung: Der Schutz der Arbeitnehmer hat eben die Kehrseite, dass teilweise Leute nicht eingestellt werden, da der Arbeitgeber sie nicht schnell wieder loswerden kann.
Das mit dem Grundeinkommen sehe ich jedoch etwas anders. Dabei würde bei unserem derzeitigen Steuersystem aufgrund der Progression bei hohen Einkommen das Grundeinkommen nur teilweise wieder vom Staat zurückgewonnen. Daher ist das Ganze so kaum finanzierbar, mal abgesehen davon, dass viele ein Grundeinkommen für ungerecht halten, weil es auch die Reichen “on top” bekommen.
Nennt es Bitte beim Namen…wenn jemand einen Menschen verkauft,vermietet, ist dies Sklavenhandel…was eigentlich für ausgestorben gelten sollte! Wie fühlst du dich selbst dabei, wenn deine Mappe bei einer Firma liegt und der Personaler schlägst sie auf und dort unter deinem Foto steht 17 Euro zzgl. MwSt die h. Vor 30 Jahren brauchen wir keinen Sklavenhandel und heute genau so wenig. Kündigungsschutz auf 4 Wochen begrenzen und der Mitarbeiter erfährt Wertschätzung. Über 68000 Sklavenhändler gibt es in diesem Land…eine Schande für unseren angeblichen Sozialstaat! Wir entwickeln ins immer weiter zurück und wo der Pessimist sagt…schlimmer geht’s nicht, sagt der Optimist “doch”!
Ich bin gerade auf diesen Thread gestoßen und kann Robin Hood nur zustimmen. Ich war selbst mehr als 4 Jahre, über einen Personaldienstleister, durchgängig beim gleichen mittelständischen Unternehmen tätig.
Die durchnittliche Rechnung des Personaldienstleisters an den Betrieb für meine Position und der vertaglichen 37,5h/Woche lagen im Durchschnitt bei 4600 €/Monat.
Der Betrieb hat mit mir aber als Zeitausgleich für volle die 40h/Woche eine separate Zahlung von zusätzlich 400€/Monat vereinbart (nur für vollen Monat ohne Krankheit/Urlaub). Demnach beliefen sich die Kosten pro Monat auf insgesamt 5000€.
Nur davon habe ich am Monatsende, im Idealfall, gerade mal knapp 1800€ gesehen wovon der Anteil des Personaldienstleisters nur knapp 1400€ waren.
Wenn man sich dann mal über den Gehaltsspiegel in Festanstellung schlau macht und man Bruttobeträge zwischen 3400€ – 4900€ liest und gesagt bekommt fängt man mehr als nur zu grübeln an.
Darauf angesprochen hört man dan ähnliches wie hier im Hauptartikel geschrieben steht. Da fallen dann so unklare Phrasen wo auch von weiteren Kosten und Aufwendungen gesprochen wird. Es wird quasi “durch die Blume” noch so dargestellt wird das die Kosten dann noch die 5000€ übersteigen würden.
Das halte ich für erklärten Schwachsinn !!
Ich bin weder gierig noch unrealistisch und wäge Verhältnismäßigkeiten zum Wohle aller Beteiligten ab.
In dem Fall hielt ich, unter Berücksichtigung von Betriebsgröße, für mich ein Bruttogehalt von 3600€ für keineswegs überzogen. Schließlich würden der Betrieb noch jeden Monat 1400€ Personalkosten einsparen.
Nun also wird anscheinend behauptet das eine Festanstellung, neben dem Bruttogehalt, noch irgendwelche Zusatzkosten von >1400€ generiert die sonst der Personaldienstleister trägt ?1?
Das muss mir erstmal jemand schwarz auf weiß vorlegen. Ansonsten können sich die Jenigen Blasen an den Fingern holen bei dem Versuch mir den Bären aufzubinden!
man muss noch etwas dazu sagen obwohl es NUR ca. 2 Prozent aller beschäftigter Leiharbeiter sind betrift betrifft die Leiharbeit fast ausschließlich nur die Arbeiterschicht.
Wenn man in die Stellenanzeigen sieht sieht man den unterschied.Während zwei drittel Stellenanzeigen für zum Beispiel Architekten oder Ingeneure von Firmen kommen die Festanstellung anbieten und nur wenige von Zeitarbeitsfirmen sind es zum Beispiel beim Elektriker oder Metalldreher umgekert nämlich 70-80 % aller Stellenanzeigen kommen von der Zeitarbeitsfirmen dann noch einige von Werkfirmen und dann wird meistens von kleinen mit weniger als 20 Mitarbeiter (die keinen kündigunsschutz anbieten und nicht Tarifgebunden sind)Firmen eine Festanstellung angeboten.Das heißt wenn frühe(in den 90e Jahre) in einem bestimmten Zeitraum 10.000 Elektriker Kündigug erhalten und ca.10.000 wieder eine Festanstellung finden sind es heute von jedem 10.000 Elektorker ca. 6000-7000 nur über Zeitarbeitsfirmen wieder eine Stelle finden.Und das heißt für jedem von diesem 6000-7000 ?Entweder man verzichtet auf vieles (niedrigeren Gehalt schlechtere Arbeitsbedinungen etc.)was man in früheren Arbeitsanstellung hatte um übernohmen zu werden oder eben nicht.Ich hatte schon viele Facharbeiter gesehen die über Zeitarbeitsfirmen einen neuen Job gefunden zun haben.Sie alle haben eins gemeinsam.Sie haben nichts verhandelt!!!Sie haben den Arbeitsvetrag so akzeptiert wie es von dem Arbeitgeber angeboten wurde.
Für mich ist die Leiharbeit nichts anderes als ein Druckmittel gegen die Arbeiterklasse oder sowas ähnliches.
Die Kosten für einen Arbeitnehmer über Zeitarbeit gehen bei der Buchung in die Materialkosten, nicht in die Personalkosten. So können die Unternehmen ein bißchen mauscheln und bei den Personalkosten “sparen”. Und die AN müssen sich als Material fühlen.