Warum ein Wirtschaftsstudium zum egoistischen Materialismus erzieht

Jeder kennt rosa Polo-Shirt tragende BWLer mit fies gegeelten Haaren. Warum viele Unis dazu beitragen, dass sich Verhaltensweisen dieser Art verfestigen. Ein Wirtschaftsstudium erzieht oft zu einer materialistischen und egoistischen Weltsicht.

Die Wirtschaftswissenschaften sind eine Wissenschaft, und um als solche gelten zu können muss man Unternehmen und Zusammenhänge nach objektiven Kriterien untersuchen. So wird etwa als Indikator für den Lebensstandard eines Landes das in Geld messbare BIP herangezogen. Dabei spielt der Effizienzgedanke eine entscheidende Rolle: Es geht darum, wie man am besten bestimmte Ziele, wie etwa Steuereinnahmen in einer gewissen Höhe erreicht.

Dabei betrachtet man dann meist die Summe der Kosten, ohne zu berücksichtigen, wen diese Kosten besonders hart treffen. Ein Beispiel: Die Mehrwertsteuer sollte aus Effizienzgesichtspunkten bei den Gütern am höchsten sein, bei denen Preiserhöhungen nur zu wenig Nachfragerückgang führen. Dies ist etwa bei alltäglichen Gütern wie Benzin der Fall. Eine Mehrwertsteuererhöhung bei solchen Gütern trifft jedoch oft einkommensschwache Haushalte besonders hart.

Da Gerechtigkeit im Gegensatz zu Effizienz ein sehr subjektiver Begriff ist, unter dem jeder etwas anderes versteht, spielen Überlegungen bezüglich Gerechtigkeit so gut wie gar keine Rolle in der Wirtschaftslehre.

Natürlich vermitteln Professoren in Vorlesungen immer mal wieder ihre persönlichen Meinungen. So ging es in einer Veranstaltung um die Verteilung der Steuerlast. Grafiken belegten, dass die 10% einkommensstärksten Personen in Deutschland etwa 90% der Steuerlast trugen. Vermutlich wird dies auch heute noch so sein. Der Lehrkörper war der Ansicht, dass reiche Personen genug Steuern zahlen. Dem würde ich entgegenhalten, dass die Schere zwischen arm und reich dennoch immer weiter auseinandergeht, und dass dies aus meiner Sicht nicht gerecht ist und auch gesellschaftlich auf längere Sicht zu Problemen führen wird.

Effizienz ist nicht gleich Fairness

Ebenfalls sehr weit verbreitet ist die Ansicht, dass Märkte das Allheilmittel sind. Der Markt regelt Angebot und Nachfrage und sorgt für effiziente Ergebnisse. So ist es effizient, dass Arbeiter bei Mc Donald’s 6 Euro in der Stunde bekommen, während sich die Top-Manager von Großkonzernen Millionen in die Tasche stecken. Unter Wirtschaftsstudenten und Lehrenden dürfte die Ansicht sogar recht weit verbreitet sein, dass dies fair ist.

Sicherlich: Jede Person kann sich weiterbilden, kann ihren Marktwert somit steigern und auf dem Arbeitsmarkt ein besseres Ergebnis erzielen. Da wären wir beim Thema Eigenverantwortlichkeit. Gleichzeitig ist es viel schwerer, in Deutschland als Kind von Arbeitern oder Mitglied von sogenannten ,,Hartz4-Familien” einen guten Bildungsstand zu erreichen, als für Akademikerkinder. Demzufolge ist also bei eben erwähnten Personen viel mehr Engagement und Initiative gefragt, damit  diese höhere Bildungsabschlüsse erwerben können. Sicherlich stimmen hier die meisten meiner Leser zu, dass dies ungerecht ist.

Bei der Frage nach Gerechtigkeit steht auch die Frage im Mittelpunkt, wie das Potenzial (im Sinne von Talent) verschiedener Menschen zu bewerten ist. Manche Menschen haben eben ein besonderes Talent, andere Menschen zu führen, Fußball zu spielen, analytisch zu denken, gut zu schreiben, etc. Ist es eigentlich fair, Menschen nach dem Ergebnis zu bezahlen, wenn Menschen unterschiedlich hart für das gleiche Ergebnis arbeiten müssen?

verbundene Hände
Bild: Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird im Wirtschaftsstudium ausgeklammert

Letztlich wird jeder etwas anderes unter dem Begriff der Gerechtigkeit verstehen, aber ich denke, dass bei vielen Wirtschaftsstudenten alleine die Beschäftigung mit dem Thema Gerechtigkeit zu einer differenzierteren Sicht als ,,der Markt regelt die Dinge effizient (und damit gerecht)” führen würde. Aus meiner Sicht ist es keineswegs fair, wenn Topmanager Millionen verdienen, während Leiharbeiter oder Friseure teilweise ihr Gehalt vom Staat aufstocken lassen müssen. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass es Universitäten gibt, in denen Fächer wie Wirtschaftsethik angeboten werden ( wer Näheres über die Unis weiß, bitte in die Kommentare damit!.), allerdings sind diese in der Minderheit.

 

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2 Gedanken zu „Warum ein Wirtschaftsstudium zum egoistischen Materialismus erzieht“

  1. Ich stimme dir größtenteils zu:

    > “Aus meiner Sicht ist es keineswegs fair, wenn Topmanager Millionen verdienen, während Leiharbeiter oder Friseure teilweise ihr Gehalt vom Staat aufstocken lassen müssen.”

    Wie aber könnte eine wiederum gerechte Umverteilung aussehen?
    Ein Unternehmer, der Risiko auf sich nimmt und Arbeitsplätze für seine Mitmenschen schafft, sollte mehr Geld verdienen als seine Arbeitnehmer (und wird er auch).

    Mir ist keine nicht-winzige Volkswirtschaft bekannt, in der nicht der Großteil der Gesellschaft die notwendigen “einfachen” Tätigkeiten ausführt und dementsprechend eine (an den Spitzenverdienern gemessen) kleine Vergütung erhält.

    ABER es ist ganz eindeutig Aufgabe der Politik, die gesetzlichen und konjunkturellen Rahmenbedingungen derart zu schaffen, dass wiederum der allergrößte Teil dieser Arbeiterschaft von ihrem Lohn ein auskömmliches Leben führen kann.
    Natürlich ist jeder Unternehmer auch einer gewissen Ethik, wie auch immer die aussehen mag, verpflichtet (leuchtendes Beispiel Trigema), aber letztlich bewegen sich die Unternehmer innerhalb der von der Politik gestalteten Spielregeln.

    Für mein Verständnis ist es ein traurige Schande, dass in einer Gesellschaft wie Deutschland noch 1.300.00 Menschen ihr Gehalt aufstocken lassen müssen, weil ihre Einkünfte nicht mal Hartz-4-Niveau, also ca. 360€, erreichen.

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    • Ich denke auch, dass es Ziel einer Gesellschaft sein muss, dass fast alle Menschen von ihrer Arbeit leben können. Beachte aber dabei, dass Hartz-4-Bezieher neben dem von dir angesprochenen Geldbetrag auch die Unterkunft bezahlt bekommen. In vielen Fällen dürfte also der monatliche Gesamtbetrag vom Staat bei 700 bis 900 Euro liegen. Wer weniger als diesen Betrag verdient, kann aufstocken.

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